Die Chronologie «Rassismus in der Schweiz» erfasst seit 1992 alle öffentlich gewordenen Vorfälle, die auf rassistische oder fremdenfeindliche Motivationen zurückgehen (sog. Medienmonitoring). Sie dokumentiert auch öffentliche Äusserungen, die offensichtlich rassistisch oder fremdenfeindlich sind, auch wenn sie nicht unter den Geltungsbereich der Rassismusstrafnorm (Art. 261bis StGB) fallen. Die einzelnen Vorfälle werden in den untenstehenden Kategorien erfasst.
Einträge aus dem Jahr
Total 34 Vorfälle
Ein JSVP Politiker bedauert in einem Tweet, dass Jud:innen und Muslim:as keinen Schinken essen dürfen.
Ein schwuler Mann wird an der Luzerner Fasnacht mit „du verdammte Schwuchtel“ beschimpft und anschliessend bespuckt.
Am Bahnhof Olten zeigt ein Mann einer SP-Nationalrätin den Hitlergruss.
Ein Hauptfeldweibel wird wegen homophober Beschimpfung verurteilt. Er hatte einem homosexuellen Kameraden in Anwesenheit von fünf Kollegen auf dessen Combox homophobe Beleidigungen gesprochen.
In einem Fitnessstudio in Bern verweigert ein Fitnesstrainer einem chilenischen Kunden die Probestunde mit der Begründung: „In der Schweiz sprechen wir Deutsch“. Der Kunde hatte gefragt, ob eine Durchführung auch in Englisch möglich sei.
Das «Komitee Rettung Werkplatz Schweiz» verteilt ein Flugblatt in Winterhur, welches eine verschlüsselte Anspielung auf antisemitische Verschwörungserzählungen enthält. Sie behaupten die Klimaerwärmung sei Panikmache, die von „amerikanischen Milliardären“ betrieben werde. In der rechtsextremen Szene ist der Ausdruck „amerikanische Milliardäre“ eine Umschreibung für erfolgreiche Jud:innen.
In der Fasnachtszeitung „Päng“ wird der Spruch „Arbeit macht frei“ und das N-Wort veröffentlicht.
Bei einer Produktion am Zunftball „Ball beim Böög“ tritt ein Mann mit schwarz angemaltem Gesicht, schwarzer Kraushaarperücke, Bastrock und einem grossen Knochen in der Hand auf. Das „Blackfacing“ wird als rassistisch angesehen. Auf diese Weise werden Vorurteile wiedergegeben und weiterhin verfestigt sowie die Diskriminierungserfahrungen von People of Colour ignoriert.
Der Waadtländer Politiker Vincent von Siebenthal berichtet, dass er von drei Sicherheitsleuten des Folklor Clubs in Lausanne homophob beleidigt und tätlich angegriffen wurde.
Ein kürzlich entlassener Mann aus Genf, der wegen wiederholten Vorstössen gegen Art. 261bis StGB verurteilt wurde, veröffentlicht auf seiner Website und seinem Twitter-Kanal wiederholt antisemitische und holocaustverleugnende Inhalte.
Am Sechseläuten liefen die Zünfter der Zunft zum Kämbel in arabischen Trachten und mit braun angemalten Gesichtern. Das sogenannte «Brownfacing» wird als rassistisch angesehen, da es die diskriminierenden Erfahrungen von People of Colour untergräbt, während das eigene Vergnügen in den Vordergrund gestellt wird.
Während eines Fussballspiels beschimpft ein FC St. Gallen Fan einen Winterthur-Spieler als „Schwuchtel“.
Beim traditionellen „Eierauflesen“ fallen vier junge Männer wegen ihrer Kostümierung in Bast-Röcken und schwarz angemalten Gesichtern auf.
Zu seiner Gerichtsverhandlung erscheint ein Corona-Massnahmenkritiker verkleidet als Native American und argumentiert dies mit den Worten „weil ich kulturelle Aneigung liebe“.
Während eines Eishockeyspiels zwischen den ZSC Lions und Rapperswil-Jona wird der ZSC-Coach nach homophober Beschimpfung für ein Spiel gesperrt.
An der Militärbörse „Bourse Militaria“ hängt eine mehrere Quadratmeter grosse Hakenkreuz-Fahne zum Verkauf an der Wand.
An einer Predigt der Freikirche ICF werden homophobe und diskriminierende Aussagen gemacht.
Auf dem Bundesplatz Bern versammelten sich 2’000 bis 3’000 Menschen zu einer sogenannten „Friedensdemonstration“, bei welcher die Aufhebung der Sanktionen gegen Russland und die Rückkehr zur absoluten Neutralität gefordert werden. Unter den Demonstrant:innen befanden sich auch die sogenannten Freiheitstrychler, welche ihren Chor mit dem Ruf „Harus“ beendeten.
Ein Mann beschimpft zwei Kinder auf einem Spielplatz mit „Drecksausländer“. Sie sollten in das „Müllland“ zurück, aus dem sie kämen.
Ein Schopf wurde von Unbekannten mit Dutzenden Nazi-Symbolen wie Hakenkreuzen, Zahlenkombinationen wie 18 und 88 und dem Schriftzug „Heil Hitler“ beschmiert.
Ein Solothurner SVP-Kantonsrat vergleicht Asylsuchende Menschen mit Neophyten.
Ein SRF-Moderator wird per E-Mail homophob beleidigt, weil er und sein Mann ein Kind haben.
Jugendliche Täter verwüsteten während der Ferien die Turnhalle und Duschräume des Gymnasiums. Sie zerschlitzen Turnmatten und schmierten Hakenkreuze.
Der Inhaber der Rail-One-Bar in Baden erhält nach Vorwürfen der Homophobie rassistische Kommentare wie etwa: „Hier wird Homophobie noch gelebt. Kein Wunder, ist der Inhaber doch ein Türke.“
Die Aussenbeschriftung eines queeres Jugendzentrum in Chur wurde weggerrissen und zerstört.
Drei Dragqueens werden nach einem Clubbesuch auf ihrem Heimweg von Jugendlichen angepöbelt und dann zusammengeschlagen.
An der Fasnacht in Brittnau fiel ein Fasnächtler auf, welcher eine schwarze Krausperrücke trug und sich schwarz angemalt hatte.
Während der Basler Fasnacht werden sogenannte „Zeedel“ mit rassistischen und homophoben Inhalten von der Fasnachtsclique Rhyserva verteilt. Unter anderem wird das N-Wort verwendet und die non-binäre Person Kim de l’Horizon als „Tunte“ bezeichnet.
Die CVP Politikerin Majlinda Sulejmani wird Opfer von diversen Drohungen wegen ihres muslimischen und kosovarischen Hintergrunds. Es werden Wahlplakate mit ihrem Bild zerstört. Bei einem Wahlplakat wird ein Beil neben ihren Kopf platziert. Sie erhält anonyme Anrufe, welche den Rückzug ihrer Kandidatur fordern.
In Liestal sind Juso-Mitglieder auf dem Weg zum 1. Mai-Fest von drei rechtsextremen Personen beschimpft, attackiert und bedroht worden.
Weil sich ein lesbisches Paar in einer Bar am Bahnhof küsst und Händchen hält, wird es vom Personal aus der Bar geworfen.
Ein Schulhaus wird mit unzähligen Hakenkreuzen und primitiven Sprüchen auf Aussenwänden, Holztischen und Rollläden beschmiert.
Während eines Fussballspiels zwischen dem FC Leuk-Susten und FC Saxon Sports kommt es zu Affenrufen gegenüber eines Schwarzen Fussballspielers des FC Saxon Sports. Aus Solidarität zu ihrem Mitspieler hat die Mannschaft den Platz verlassen und die Partie vorzeitig abgebrochen.
Der Vorstand der FDP von La Gruyère lädt seine Parteiuntersützter:innen zu einem Essen „La Chinoise du Président“ ein. Er verkleidet sich entsprechend asiatischen Stereotypen und serviert Fondue Chinoise.